Wassereintritte über die Glasfassade eines Schwimmbads
Wassereintritte über die Glasfassade eines Schwimmbads
Abdichtung
Bautechnische Beratung
Ehrwald (AUT)
In einem Schwimmbad in Österreich kam es zu Wassereintritten im Bereich der Glasfassade eines Rutschenturmes. Die Probleme sollten analysiert werden. Im Anschluss sollten Sanierungsmaßnahmen vorgeschlagen werden.
Zum Zeitpunkt des Ortstermins war die an den Rutschenturm angrenzende Dachfläche bereits teilweise saniert.
Feststellungen
Im Wesentlichen wurden folgende Probleme festgestellt:
- Die vorhandene Entwässerung der Glasfassade (Pfosten-Riegel-Fassade) oberhalb des Abdichtungshochzugs ist mangelhaft. Die im Bereich der vertikalen Falzräume vorhandenen Entwässerungsröhrchen liegen zu weit vor dem Falzgrund; Wasser, das im Falzgrund abläuft wird von den Röhrchen nicht erfasst und fließt hinter die Abdichtung.
- Die Scheiben lagern auf zu kurzen Metallwinkeln, der vertikale Lastabtrag ist nicht sicher gestellt.
- Am unteren horizontalen Riegel wurde zwischen Verglasung und Holzriegel ein gelochtes Metallprofil eingesetzt. Wasser (Tauwasser, Reinigungswasser) gelangte in großen Mengen in den Falzraum.
- Die ursprüngliche Sockelverblechung wurde bei bereits montierter Glasfassade in die Fuge zwischen Holzriegel und Glasscheibe eingeschoben. Die Sockelverblechung war hinterläufig. Bereits beim Einbau der Verblechung war offensichtlich, dass Wasser von oben über den offenen Metallwinkel hinter die Verblechung und damit hinter den Abdichtungshochzug gelangt.
- Die Dampfsperre aus der Dachkonstruktion wurde nach einem mir vor Ort vorgelegten Foto außen vor der Sockeldämmung hochgeführt. Die Lage der Dampfsperre ist damit falsch, sie muss raumseitig hinter der Sockeldämmung hochge¬führt werden.
Sanierungsmaßnahmen an der Glasfassade
Folgende Sanierungsmaßnahmen wurden empfohlen. Bei der vorgeschlagenen Sanierung handelt es sich um einfache Vorschläge zur Lösung der abdichtungstechnischen Probleme. Es handelt sich um Sonderlösungen, die nicht den allgemein anerkannten Regeln der Technik entsprechen und damit höhere Risiken (geringere Lebensdauer, höhere Versagenswahrscheinlichkeit) aufweisen.
- Öffnung der Dachkonstruktion, Ausbau der Sockelwärmedämmung.
- Demontage der Glasfassade auf den beiden dem Dach zugewandten Seiten im jeweils unteren Feld.
- Überprüfen der Holzunterkonstruktion auf Schäden (Fäulnis, Risse) und ggf. Sanie¬rung.
- Aufbringen von Holzschutzmitteln.
- Hochführen der Dampfsperre hinter der Sockelwärmedämmung, luftdichter Anschluss an die Glasfassadenkonstruktion.
- Ergänzen der Sockelwärmedämmung.
- Einbau der Sockelverblechung bis etwa OK des horizontalen Riegels oberhalb der Dachfläche. Die Sockelverblechung sollte wahlweise in eine in die Holzkonstruktion einzufräsende Nut gezogen werden (mit zusätzlicher Abdichtung durch elastische Dichtmassen) oder auf der senkrechten Fläche des Holzriegels enden (mit der Oberkante des Holzriegels) und dort mit einem mit Dichtstoff verklebten und zusätzlich geschraubten Metallwinkels hinterfließsicher abgedeckt werden. Die Sockelverblechung ist ebenfalls mechanisch zu befestigen.
- Die neuen Haltewinkel der Glasscheiben der Glasfassade (ausreichend lang, ausreichend dimensioniert) werden auf die Sockelverblechung geschraubt, Durchdringungspunkte sind zusätzlich mit elastischen Dichtmassen abzudichten.
- Der Anschluss der Abdichtung auf der Sockelverblechung erfolgt als Klebeverbin¬dung (Klebeflansch).
- Wiedermontage der Glasfassade entsprechend den Vorgaben des Systemherstellers und der statischen Erfordernisse. Die Glasscheiben werden dabei vor bzw. auf die bereits eingebaute Sockelverblechung gestellt. Zwischen Glasscheibe und unterem horizontalen Riegel ist ein geschlossenes Metallprofil, aus thermischen Gründen jedoch besser ein geschlossenes Kunststoffprofil einzubauen.
- Die opake Verglasung im Bereich der Eckstützen muss an den senkrechten Falzräumen eine ordnungsgemäße Entwässerung (z. B. über Einbau von Entwässerungsformstücken („Pfeifen“) oder entsprechend zugeschnittener Kunststoff-Rohrstücke) erhalten. Wahlweise kann die Sockelverblechung das Metallprofil am Falzgrund auch unterfahren.
- Einbringen einer Hochbau-Fugenmasse zwischen UK Glasscheibe und der Sockel¬verblechung. Im Abstand von ca. 40 cm sollten jeweils ca. 5 cm breite Entwässerungsöffnungen in der Fugenmasse ausgespart werden.
- Fertigstellen der Dachabdichtung.
- Verschließen sämtlicher raumseitiger Risse, Öffnungen (z. B. Einbindepunkte der Stahlzuggurte in die Holzbauteile) und Stöße zwischen Holzbauteilen mit geeigneten fungizid eingestellten Dichtmassen.